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Der Ruf des Muezzin wird zum Ärgernis


Im Norden wie im Süden Deutschlands wird zur Zeit ein Streit um sehr ähnliche Probleme ausgetragen. Zahlreiche Bürger ärgern sich über den dreimal täglich mit Verstärkeranlagen ausgestoßenen Ruf der Muezzine von den Minaretten türkischer Moscheen.

Während es in Rheinfelden, um ein neu errichtetes Minarett geht, auf dem gegen jede vorherige Absprache die muslimische Gemeinde eine elektronische Verstärkeranlage angebracht hat, wurde in Rendsburg gerade eine Großmoschee fertiggestellt. Deren Betreiber wollen auf den mehrmals täglich erklingenden Muezzin-Ruf von dem 26 Meter hohen Minarett herab nicht verzichten. Zwar fehlt noch das von den Bauherren, der islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, beizubringende Schallschutzgutachten, so daß die Stadt Rendsburg noch keine Entscheidung fällen kann, doch hat sich bereits eine Bürgerinitiative unter dem Namen ,,Kein öffentlicher Gebetsruf!" gebildet, die der Rendsburger Ratsversammlung eine Liste mit 783 Unterschriften gegen den Muezzin-Ruf übergeben hat.

Daß Milli Görüs als Moscheebauer keineswegs die Absicht der Integration in die deutsche Gesellschaft verfolgt, geht aus deren Zielen hervor. Über sie informiert der Verfassungsschutzbericht des Bundesinnenministers für das Jahr 2008, und hier nicht zum ersten Mal. Das Ziel der ,,islamischen Gemeinschaft ist die Errichtung einer islamischen Gesellschaftsordnung", woraus sich, wie der Verfassungsschutz es deutet, die Ablehnung der westlichen Demokratie ergibt.

Das scheint Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU), der die Moschee zu ihrer Eröffnung Anfang Oktober 2009 besuchte, ebensowenig zu stören wie den Bürgermeister von Rendsburg, Andreas Breitner (SPD). Dieser setzt den Muezzin-Ruf mit Kirschengeläut gleich. Er sei mit einem Beamten des Verfassungsschutzes durch die Moschee gegangen und habe nichts Verdächtiges gefunden. Man findet auch nichts dabei, daß der vorgesehene Imam in erster Linie auf türkisch predigen soll mit der treuherzigen Erklärung, er könne nur schlecht Deutsch sprechen.

In Rheinfelden ist man einen Schritt weiter. Die Lautsprecher wurden vorerst wieder abgebaut, und die Stadt stellte klar, daß ein Antrag auf Genehmigung eines elektronisch verstärkten Muezzin-Rufs keine Chance haben werde.
                      
Kirchenglocken- einst galten sie im christlichen Europa als Zeichen menschlicher Kultur. Wo ihr Klang ertönte, da wußte man sich selbst in der Wildnis einer höheren Gemeinschaft verbunden. Aber mehr als das waren sie auch Ausdruck von Selbstbewußtsein und Freiheitsliebe. Als das Osmanische Reich bei einem seiner vielen Eroberungsversuche Europas 1456 eine empfindliche Niederlage erlitt, verfügte Papst Kalixt III., daß zum ewigen Gedächtnis künftig alle Kirchenglocken zur Mittagszeit geläutet werden sollen. Diese Erinnerung ist heute am Verdämmern. Während in Großbritannien muslimische Einwanderer bereits erfolgreich gegen ,,Lärmbelästigung" durch benachbarte Kirchen klagen, ertönt zunehmend ein anderer Ruf.

,,Allahu Akbar"- lange Zeit haben Europäer unter diesem Ruf eine Kriegserklärung an das eigene, kulturelle Dasein verstanden. Einen letzten Rest dieses Bewußtseins hat sich die Schweiz bewahrt, wo das Volk darüber entscheiden wird, ob der Bau von Minaretten erlaubt sein soll oder nicht. Hierzulande übt man sich dagegen in allgemeiner Weltumarmungsglückseligkeit, die jeden Muezzin-Ruf als weiteren Schritt völliger Indifferenz herbeisehnt. Womit man aber wohl eher nur die Bevölkerung an die Rufe künftiger Machthaber gewöhnt.

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