In der vor-islamischen Zeit soll der Mord an neugeborenen Töchtern eine gängige Praxis gewesen sein. Dann kam der Prophet des Islam und machte damit Schluss. So jedenfalls erzählen es uns immer wieder professionelle Kreidefresser, die den Islam schön reden und ihn schmackhaft machen wollen, jedoch ohne einen Beweis dafür zu liefern. Ihre Zuhörer sind oft tief beeindruckt, und alle Geigen schluchzen! Doch was ist wirklich dran an der frommen Islam-Legende?
Maria Zaid, trotz des Vornamens eine Moslemin, behauptet, der Koran verbiete den Mord an den Mädchen. Sie verweist auf Sure 81, Die Zusammenfaltung. Im Koran (übersetzt von Dr. L. Assmann) steht dort aber nur:
“Wenn sich die Sonne zusammenfaltet [soll heißen: wenn der Jüngste Tag gekommen ist] … und wenn man das lebendig begrabene Mädchen befragt, was für eines Verbrechens wegen man sie getötet,…, dann wird jede Seele wissen, was sie getan.”
Nach islamischer Vorstellung stehen die Toten aus ihren Gräbern auf und werden von Engeln nach ihren Taten und Sünden befragt, um anschließend auf Hölle und Paradies aufgeteilt zu werden. Hier werden also die lebendig begrabenen Mädchen befragt. Man kann die Verse natürlich auf verschiedene Weisen auslegen, aber hier ein Verbot der Mädchenmorde herauszulesen, ist schon reichlich keck.
Gibt es weitere Belege? Offenbar nicht. Auch Dr. Zakir Naik kann nicht viel mehr anbieten als dieses magere Koran-Zitat. Er verweist noch auf zwei andere Suren, bei denen es aber um Kindermord, nicht speziell um Mord an neugeborenen Mädchen geht. Dort heißt es: “Kill not your children on a plea of want” bzw. “Kill not your children for fear of want”.
Zudem behauptet Nail, das Töten der weiblichen Neugeborenen (das beide Autoren schaurig-detailliert ausmalen) sei im vor-islamischen Arabien sehr weit verbreitet und häufig gewesen, jedoch ohne einen Beweis dafür zu liefern. Doch stimmt das überhaupt? Was ist dran? Welche Bedeutung hatte der Mädchenmord? Fragen wir nun einmal nicht muslimische Propagandisten, sondern schauen uns ein wenig in der wissenschaftlichen Literatur um.
Hier das Ergebnis: In der Tat existierte in der vor-islamischen Zeit die Praxis des Mädchenmordes (Weisfeld, 1990), doch zu Muhammads Zeiten war der Brauch fast ausgestorben (Robertson Smith, 1885; Weisfeld, 1990; MWL 1995). Grund für den Mädchenmord war nicht Frauenfeindlichkeit, sondern Armut der betroffenen Familien. Auch Söhne wurden getötet, doch seltener als Mädchen, denn die Söhne wurden als künftige Krieger benötigt und sollten im Alter die Eltern unterstützen.
Der Islam hätte dann einen Sterbenden getötet, wenn überhaupt. Hat er aber nicht. Denn auch in modernen Zeiten griffen (muslimische) Beduinen wieder häufig zum Hilfsmittel des Mädchenmordes und wieder war der Grund Armut (Farah, 1970)!
Es handelt sich also um eine Lüge, die durch ständige Wiederholung nicht besser wird. Muhammad hat den Mord an weiblichen Neugeborenen nicht abgeschafft. Der Brauch starb von selbst aus und der Islam hat sich den Verdienst dafür selbst an die Brust geheftet. Bestes islamische Agit-Prop!
Quellen: Farah, CE (1970): Islam: Believes and Observances. Woodbury, New York; MWL – Muslim Women’s League (1995): Women in Pre-Islamic Arabia; Naik, Z (1997): Women’s right in Islam. Modernising or outdatet?: Social rights of women in Islam; Robertson Smith, W (1885): Kinship and Marriage in Early Arabia. Cambridge; Weisfeld, GE (1990): Sociobiological patterns of Arab culture. Ethology and Sociobiology 11(1): 23-49; Zain, M (2007): Prohibiting Female Infanticide. What the Qur’an Says about the Killing of Baby Girls and Gender Bias.
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