In der vergangen Woche übernahm die aramäische Christin Fabriona Benno (Foto) das Amt der Bürgermeisterin von Mardin, einer türkischen Stadt mit 82.000 Einwohnern nahe der syrischen Grenze und uralten mesopotamischen Wurzeln. Somit bildet Benno eine gleichberechtigte Allianz mit einem kurdischen Stammesfürsten.
Die erst 25-jährgie selbstbewusste Frau heißt offiziell Februniye Akyol, denn diesen Namen hat der türkische Staat ihr zwangsoktroyiert. Zwar ist sie auf Fabriona getauft, doch christliche Taufnamen werden in der Türkei nicht anerkannt. Der erste christliche Bürgermeister in der Türkei, Sükrü Tutus, wurde 1994 von Unbekannten vor seinem Haus erschossen, doch das schreckt Fabriona Benno nicht ab.
Der FOCUS berichtet:
Die Landschaft um Mardin ist die Heimat ihres Volkes, das zu den frühesten Christen zählt und noch immer die Sprache Jesu spricht. Hunderttausende Aramäer lebten hier vor einem Jahrhundert. Ab 1914 fielen kurdische Freischärler im Dienste des osmanischen Staates über sie her. Die Massaker galten den Armeniern, doch die Christenjäger machten keinen Unterschied. Nur ungefähr 50.000 Aramäer überlebten die Schreckenszeit.
„Die Aramäer sind hier noch immer nicht frei“
Die meisten ihrer Nachfahren wohnen heute in Deutschland, Schweden und der Schweiz. Sie sind geflohen vor Armut, Unterdrückung und dem Konflikt zwischen Kurden und Türken, zwischen deren Front sie gerieten. Obwohl sich im letzten Jahrzehnt einige Exilanten zurück in die Osttürkei wagten, zählen die Aramäer in ihrer Heimat rund um Mardin heute kaum 5000 Seelen.
„Die Aramäer sind hier noch immer nicht frei, sie können hier nicht in Ruhe leben“, sagt Fabronia Benno. Anders als Armenier oder Griechen werden die aramäischen Christen von der Türkei nicht als Minderheit anerkannt und dürfen deshalb keine eigenen Schulen betreiben. Ihre Dörfer wurden im Kurdenkrieg verwüstet, ihre Wälder abgeholzt und ihre Weinberge niedergebrannt. Wenn sie heute aus dem europäischen Exil zurückkehren wollen, finden sie ihre Häuser oft von kurdischen Clans besetzt, die sie mit der Waffe bedrohen.
In ihrem neuen Amt will Fabronia Benno den Angehörigen ihres Volkes die Heimkehr erleichtern. „Jeder Aramäer, der von hier gehen musste, ging mit dem Traum von der Rückkehr“, sagt sie. „Wohin wir auch fliehen mögen auf der Welt, wir gehören einfach hierher, wo unsere Kirchen und Klöster sind und wo die Gebeine unserer Heiligen begraben sind.“
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